Der reitende Urzwerg

Western for String Orchestra and Harp (2015)

Composed by Gerd Hermann Ortler

Commissioned and premiered by the Vienna ChamberOrchestra (Wiener KammerOrchester) at the Wiener Konzerthaus (5th of May 2015). Conducted by Joji Hattori .

WORK DESCRIPTION (ENGLISH)

The “Nanoarchaeum equitans” or “Der reitende Urzwerg” (ancient riding dwarf) is a 400 nm unicellular organism. It owes its scientific name not only to its tiny size and primeval age of its kind but also because it attaches itself to other archeon and “rides” on them. The riding dwarf became stuck in my head ever since first hearing of it on a radio documentary in early 2015. Fermenting there in my mind, it somehow worked its way into the middle of a landscape from a Sergio-Leone movie. Immediately I heard the proper soundtrack and quickly sketched out the first ideas onto some manuscript paper. Through the development of this composition arises the ancient riding dwarf who becomes the protagonist in a western for string orchestra and harp, resulting in a movie without any pictures.
The entire story is told through music. This allows for ones own imagination to design and develop unique worlds by creating a personal universe which can be even more colorful, strange and fabulous than reality itself. We should always be aware that creativity and imagination are some of the special skills that make us who we are as individuals . However it seems that since childhood we are unconsciously stripped of our imagination in order to become functional elements of the economical and social mass. One of life's greatest struggles is to oppose mental impoverishment and preserve ones imagination.
Not just for composers.

— Gerd Hermann Ortler, April 2015

WORK DESCRIPTION (GERMAN)

Der reitende Urzwerg, oder „Nanoarchaeum equitans“, ist ein 400 nm großes einzelliges Lebewesen. Seinen Namen verdankt er einerseits seiner Winzigkeit und dem urzeitlichen Alter seiner Art, andererseits dem Umstand, dass er sich auf größere Archaeen haftet und auf ihnen „reitet“.
Als ich Anfang 2015 eine Radio-Dokumentation über den reitenden Urzwerg hörte, hat sich dieser allmählich in meiner Phantasie verselbstständigt. So fand er sich plötzlich inmitten einer Landschaft wie aus einem Sergio Leone-Film wieder. Dazu hörte ich in mir sogleich den passenden Soundtrack und brachte sofort die ersten Ideen auf’s Notenpapier. In der daraus entsponnenen Komposition wurde der reitende Urzwerg zum Protagonisten eines Westerns für Streichorchester und Harfe erhoben und es entstand ein Film ohne Bild. Die gesamte Geschichte wird durch die Musik erzählt. Dies lässt Raum für unsere Phantasie, welche uns die Möglichkeit gibt selbst zu gestalten, einzigartige Welten zu erschaffen und unser persönliches Universum im Kopf zu kreieren, das farbenreicher, skurriler und fabelhafter sein kann als die Realität.
Es muss uns bewusst sein, dass die Kreativität und die Phantasie zu jenen besonderen Fähigkeiten gehören, die uns als Menschen ausmachen. Doch seit unserer Kindheit versucht man uns ständig die Phantasie auszutreiben, damit wir zu funktionierenden Elementen einer wirtschaftlich und gesellschaftlich durchorganisierten Masse gemacht werden können. Sich gegen die geistige Verarmung zu stellen und sich die Phantasie zu bewahren ist eine Lebensaufgabe.
Nicht nur für Komponisten.

— Gerd Hermann Ortler, April 2015